„Ordnung schafft Klarheit“, heißt es ganz treffend. In unserem Fall – nämlich bei der Zusammenstellung authentischer Werke in der Besetzung Blockflöte und Cembalo – überrascht vor allem ein Aspekt: Dass nämlich die heute als der Standard schlechthin geltende Kombination mangels originaler Kompositionen aus der Barockzeit faktisch eine Erfindung der Alte-Musik-Bewegung ist! Denn an Duos mit obligatem Cembalo und Blockflöte hat sich aus dem 18. Jahrhundert lediglich ein einziges anonymes und zudem musikalisch laienhaftes Stück in einer Abschrift der preußischen Prinzessin Anna Amalia um 1735 erhalten. Nun erscheint das Zusammenspiel von Altblockflöte und Cembalo dennoch nicht gänzlich ohne Vorbild: Im Hochbarock kam es durchaus vor, dass die Generalbass-Begleitung geläufiger Melodieinstrumente, wie Violine, Oboe, Traversflöte und eben auch Blockflöte vom Cembalo übernommen werden konnte. Als prominentes Beispiel mag hier Georg Friedrich Händel genannt werden, dessen handschriftlich erhaltene Blockflötensonaten für „Flauto e Cembalo“ geschrieben sind, mit reich bezifferter Basslinie. Diese Praxis verfolgt vor allem auch das Londoner Verlagshaus von John Walsh. Die Begleitung der dort publizierten Blockflötensonaten erfolgt laut Titelblatt „with a thorough bass for the harpsicord or bass violin“. Als solche Beispiele stellvertretend genannt seien Giovanni Bononcinis op. 7 und Jean Baptiste Loeillet de Gants op. 1 und 2. Und noch Luigi Mercys op. 2 (herausgekommen 1720 und 1730) hält es ganz ähnlich, wenn von „six solos for a flute with a thorough bass for the harpsicord or violoncello“ die Rede ist.
Dennoch wird aus unserer aktuellen Literaturliste deutlich, dass die Klangfarbenmischung aus Blockflöte und Cembalo in erster Linie KomponistInnen des 20. Jahrhunderts künstlerisch inspirieren konnte. So entstanden ist ein Repertoire, das neobarocke, postromantische und modernistische Stilistiken aufweist.
Anonymus (um 1735): Concerto in F; Blfl f1,Cemb. Carus 11.239